Seit meinem ersten Besuch in Babakars Familie hat sich im Gefüge der Menschen, die hier zusammenleben, viel gewandelt. Nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Tieren, die deutlich gesünder sind und bei den Häusern, die zum Hof gehören.
Ein neues Wohnhaus ist entstanden und riegelt den Hof nach Süden ab. Unter seinem Dach beherbergt es 5 Zimmer, die zum Teil schon genutzt werden, wie das Gästezimmer mit eigenem Bad, wo ich dieses Mal untergebracht bin. Der Rohbau entstand mit Spenden aus Prien, um für Besucher aus Deutschland eine Übernachtungsmöglichkeit am Hof zu schaffen.Verputz und Farbgestaltung am Hof konnte Babakar zum großen Teil selbst finanzieren.
BABAKAR SEGNANE, SENEGAL
Projekt: Landwirtschaft, Hühnerzucht, Restaurant, Veranstaltungssaal, Catering
Ausgangsort in Deutschland: Prien am Chiemsee
Seine Mission: Schaffung von Arbeitsplätzen, Existenzgrundlage für das Dorf Musa
Rückkehr: November 2017
Derzeitiger Status: abgeschlossen
DAS PROJEKT
Im Mai 2015 kam Babakar Seder Segnane nach Prien, im Gepäck die Hoffnung, hier für sich eine Arbeitsperspektive aufzubauen. Hinter ihm lag eine gefährliche Reise. Doch sein Plan, in Deutschland zu arbeiten, um seine Familie im Senegal finanziell unterstützen zu können, war nicht realisierbar. Er hatte sein Leben riskiert, weil er in seinem Land keine Perspektive für sich sah und konnte jetzt in Deutschland seine Fähigkeiten nicht einbringen. Dennoch engagierte er sich in Deutschland in verschiedensten Aktivitäten und war in Prien bald stadtbekannt. Als die Ablehnung seines Asylbescheids kam, gab es für ihn zwei Möglichkeiten: in die Illegalität abzutauchen oder in seine Heimat zurückzukehren. Ein gemeinsam mit Priener Bürgern entwickelter Businessplan sowie eine Anschubfinanzierung gaben ihm die nötige Perspektive, sodass er sich schließlich für die Rückkehr in den Senegal entschied.
Im November 2017 war es dann soweit. Babakar kehrte in sein Heimatdorf Musa zurück. Das Dorf Musa liegt im Zentralsenegal in der Region Kaffrine und wurde Anfang des 20. Jh. von Babakars Großvater gegründet. Durch seinen Vater wurde der ehemals kleine landwirtschaftliche Betrieb zu einer tragenden Lebensgrundlage für Familie und Dorfgemeinschaft. Nach dem Tod des Vaters zerbrach der Betrieb und die Feldfläche verteilte sich auf seine Kinder. Babakar erbte 10 Hektar Land.
Das Land kann während der Regenzeit für den Anbau von Erdnüssen, Mais, Hirse oder Maniok genutzt werden, was im Sommer 2017, noch vor Babakars Rückkehr, mit unseren Mitteln bereits realisiert wurde. Sein Bruder hat sich vor Ort um die Aussaat von Erdnüssen gekümmert. Den Rest des Jahres liegt das Land brach wegen fehlender Bewässerung, die Dorfbewohner sind ohne Arbeit. Um die Landwirtschaft in der Gegend um das Dorf Musa wieder rentabel zu machen und ganzjährig Gemüse anbauen zu können, brauchte es eine Anschubfinanzierung.
Zusammen mit einer Förderung der zentralen Rückkehrbehörde und privaten Spendern konnte das Projekt begonnen werden. Babakars Wunsch war es, zusätzlich zum Gemüseanbau noch eine Hühnerzucht zu starten, die wirtschaftlich schneller Gewinne erzielen kann. Auch dieses Projekt wurde aus privaten Spenden finanziert, sodass Babakar bei seiner Rückkehr im November 2017 die Hühnerzucht und den Gemüseanbau beginnen konnte.
Im März 2018 realisierte Babakar noch den Bau eines Restaurants an der Hauptstraße von Kaffrine, der größten Stadt der Region. Er nannte es „Prine am Kinze“ – seine Schreibweise von Prien am Chiemsee, in Erinnerung an seine zweite Heimat Prien und seine dortigen Freunde und Unterstützer.
Ende des Jahres 2018 entstand ein weiteres Herzensprojekt von Babakar. Der Veranstaltungssaal mit Bewirtung „Prime am Kinze Prestige“, bietet Platz für bis zu 60 Gäste und unterschiedlichste Veranstaltungen. Neben Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Firmenveranstaltungen und Feierlichkeiten zu den großen muslimischen Festtagen, finden dort auch die Versammlungen der Association „Mouvement des entreprises de la region de Kaffrine“ statt und Veranstaltungen mit und für zurückgekehrte Senegalesen.
Unser Ziel ist es, Babakars Projekt langfristig zu begleiten und Austausch auf verschiedenen Ebenen zwischen Prien in Oberbayern und der Region Kaffrine im Zentralsenegal entstehen zu lassen. Babakar hat bisher sein gutes Gefühl für Chancen und Marktsituationen bewiesen und mehr als zwölf feste Arbeitsplätze geschaffen. Außerdem beschäftigt er mittlerweile 8 bis 10 Angestellte und zahlt deren Gehälter aus seinen Umsätzen.
PROJEKT-BLOG
Babakar zu Corona-Zeiten
Mit seinem Lieferwagen beliefert Babakar dreimal täglich das örtliche Krankenhaus mit Essen. Weil sein Lieferservice systemrelevant ist, kann er auch während der Corona-Krise weiterarbeiten. In seinem Heimatland sind die Corona-Zahlen bisher noch recht niedrig, es gelten aber strenge Ausgangssperren.
Rezepte aus "Prine am Kinze Prestige"
YASSA – Senegalesische Zwiebelsoße
Zutaten:
- Öl
- 1kg Zwiebeln
- 1 EL Pfeffer
- 1 Maggi Würfel
- 1 EL Senf
- 2 EL Essig
- 1 Prise Salz
Zubereitung:
Öl erhitzen. In Würfel geschnittene Zwiebeln zugeben. Den Maggi würfel in ein wenig heißem Wasser auflösen. Die Zwiebeln anschwitzen, bis sie weich sind und dann mit dem Essig, dem Senf und der Maggi Brühe ablöschen. Mit Pfeffer und Salz würzen und noch ein wenig köcheln lassen.
NIEBE – Senegalesische Bohnen
Zutaten:
- 500g Bohnen
- 1/8l Öl
- 2-4 EL Tomatenmark
- 0,5l Wasser
- 1 EL Pfeffer
- 1 Maggi Würfel
- 2 Zwiebeln
Zubereitung:
Die Bohnen über Nacht einweichen und anschließend weichkochen. Den Maggi Würfel im Wasser auflösen. Das Öl erwärmen und das Tomatenmark dazugeben. Eine Minute verrühren. Die Maggi Brühe dazugeben. Den Pfeffer, je nach Geschmack ein wenig Chili und die gewürfelten Zwiebeln dazugeben. Kurz köcheln lassen und dann die Bohnen zugeben. Weitere 30 Minuten köcheln lassen.
Serviert werden die beiden Soßen meist mit Reis oder Couscous.
GUTEN APPETIT ! – NA RESS AK JAMM!
Rezepte aus "Prine am Kinze Prestige"
YASSA – Senegalesische Zwiebelsoße
Zutaten:
- Öl
- 1kg Zwiebeln
- 1 EL Pfeffer
- 1 Maggi Würfel
- 1 EL Senf
- 2 EL Essig
- 1 Prise Salz
Zubereitung:
Öl erhitzen. In Würfel geschnittene Zwiebeln zugeben. Den Maggi würfel in ein wenig heißem Wasser auflösen. Die Zwiebeln anschwitzen, bis sie weich sind und dann mit dem Essig, dem Senf und der Maggi Brühe ablöschen. Mit Pfeffer und Salz würzen und noch ein wenig köcheln lassen.
NIEBE – Senegalesische Bohnen
Zutaten:
- 500g Bohnen
- 1/8l Öl
- 2-4 EL Tomatenmark
- 0,5l Wasser
- 1 EL Pfeffer
- 1 Maggi Würfel
- 2 Zwiebeln
Zubereitung:
Die Bohnen über Nacht einweichen und anschließend weichkochen. Den Maggi Würfel im Wasser auflösen. Das Öl erwärmen und das Tomatenmark dazugeben. Eine Minute verrühren. Die Maggi Brühe dazugeben. Den Pfeffer, je nach Geschmack ein wenig Chili und die gewürfelten Zwiebeln dazugeben. Kurz köcheln lassen und dann die Bohnen zugeben. Weitere 30 Minuten köcheln lassen.
Serviert werden die beiden Soßen meist mit Reis oder Couscous.
GUTEN APPETIT ! – NA RESS AK JAMM!
Geburtstagsvorbereitungen im "Prine am Kinze Prestige"
Hausbau in Ndigue
Als Babakar sich 2013 von seiner Familie verabschiedet, gibt er ein Versprechen. „Wenn ich zurückkehre, baue ich mit dem Geld, was ich verdient habe, zwei neue Zimmer“ Schon damals sind die Wohnverhältnisse in seiner Familie eng.
In den 5 Jahren ist es Babakar möglich, etwas Geld zu seiner Familie zu schicken, mit denen diese erste Steine für den Hausbau kauft. Seitdem werden die Steine allmorgendlich mit Wasser übergossen, um sie vor dem Zerbröseln zu bewahren.
Doch für Weiteres fehlte bislang das Geld.
Babakar achtete sehr genau darauf, dass die Priener Spendengelder nur in sein Projekt fließen. Was er einnimmt, investierte er direkt wieder.
Denn auch den Prienern hatte er ein Versprechen gegeben: Das Spendengeld nur für das Projekt zu nutzen.
Mittlerweile haben sich einige Priener als Besuch angekündigt, zwei Studenten planen für zwei Monate im Herbst, Babakar und seinem Team zur Seite zu stehen. So wird die Frage immer drängender, wo diese Gäste schlafen werden.
Die ersten zwei Besucher haben sich mit Babakars Frau das Bett geteilt, während er und sein Sohn auf Matten auf dem Boden im gleichen Zimmer gezogen sind.
Unser Projektteam ist in den letzten Wochen zu der Einsicht gekommen, dass es auf dem Familiengrundstück von Babakar einen Neubau braucht, mit zwei Zimmern für die Familie und einem Zimmer für Besuch von Freunden und Interessierten aus Deutschland. Wir hoffen, dass diese Pläne Bau baldmöglichst verwirklicht werden können.
So funktioniert Paprikaanbau in Musa
Erfolgreich hat Babakar Erdnüsse angebaut und verkauft und auch die Tomaten wachsen kräftig. Als nächstes ist der Anbau von Paprika geplant. Diese werden für die meisten senegalesischen Gerichte benötigt und lassen sich sehr gut auf dem Markt verkaufen.
Da Babakar noch nie zuvor Paprika selbst gepflanzt hat, holt er sich Arbeitskräfte und Know-How aus einem Dorf nahe der gambischen Grenze. Die Männer kommen früh morgens und bringen mit ihrem Pferd und der Charette einen Pflug und bereits kräftig gewachsene Pflänzchen mit.
In mehreren Schritten wird der Boden für die Pflanzung vorbereitet. Gemeinsam beschließen die Männer zuerst, wieviel Fläche bepflanzt werden soll, wie dicht die Reihen werden sollen und wie viele Pflanzen Babakar ziehen möchte.
Das Pferd zieht mit den beiden Paprikabauern die Furchen in den Boden. Als nächstes vertiefen die Jungs, die Babakar stets zur Hand gehen, die Furchen mit einer Hacke, sodass diese später tief genug sind, um die Pflänzchen aufzunehmen.
Da die Erde von den 40 Grad Temperatur am Anfang der Trockenperiode komplett ausgetrocknet ist, werden die Furchen einen Tag lang gewässert. So ist die Erde optimal vorbereitet für die Pflanzung am nächsten Tag.
Das Wasser hat Babakar von seinem eigenen Wasseranschluss. Sein Vater hatte diesen eigens aus der nächstgelegenen Stadt verlegen lassen, um den Bewohnern von Musa sicheres Trinkwasser zu bieten. Der nahegelegene traditionelle Brunnen ist abgedeckt, damit keiner der Dorfbewohner Brunnenwasser trinkt und davon krank wird.
Babakar überlegt jetzt, obwohl er sehr stolz auf seinen eigenen Wasseranschluss ist, sein Gießwasser mit einer Solarpumpe aus dem Brunnen zu nehmen. Dadurch muss er keine hohen Wasserrechnungen mehr zahlen, sein Gemüseanbau wirft mehr Gewinn ab und er verwendet vor allem kein kostbares Trinkwasser, um sein Feld zu bewässern.
Bis die Solarpumpe und eine Tröpfchenbewässerung die Gießarbeit übernehmen und den Wasserverbrauch ökonomisch machen, dauert es jedoch noch etwas.
Es müssen Angebote eingeholt, ein Sponsor gefunden und der Brunnen von seiner Abdeckung befreit werden.
Am nächsten Tag ist die Erde feucht und gemeinsam werden die Paprikapflanzen in die Erde gebracht. Papa, ein Bruder Babakars, sticht in gleichen Abständen Löcher in den Boden und gemeinsam setzt der Rest der Crew die Pflanzen in die Löcher, drückt sie an und gießt sie noch einmal.
In einigen Monaten werden hier die Paprikas in rot, orange und gelb reifen und auf dem Markt verkauft. Wir sind schon ganz gespannt auf „unsere“ ersten eigenen Paprikas!
"Prine am Kinze" - Babakars Restaurant wird eröffnet
Babakar hat vom einen auf den anderen Tag beschlossen, zu Ehren seinesdeutschen Heimatdorfes Prien am Chiemsee ein Restaurant im Senegal zu eröffnen. Direkt im Zentrum von Kaffrine, neben Gare de Routiere und Tankstelle gegenüber des Marktstandes seiner Mutter kauft er sich ein Stückchen Grund.
Mit viel Herzblut, Ideenreichtum und der
kreativen Hand eines lokalen Graffitikünstlers baut er in wenigen
Wochen sein eigenes „Prine am Kinze“. Farbenfroh, mit Schilfdach und
bunten Fliesen lädt es zu traditionellem senegalesischem
Essen ein. Vier ausgebildete Köchinnen aus der Gegend hat Babakar angestellt. Sie kochen hier, richten die Gerichte mit viel Liebe an und verkaufen
die kulinarischen Köstlichkeiten an Einheimische und
Reisende.
In „Prine am Kinze“ merkt man sehr deutlich, dass der Erbauer einige Zeit in Europa verbracht hat. Die Böden sind einwandfrei gefliest, es gibt eine westlich anmutende Küche mit Gasherd und sogar einen Kühlschrank. Auch der Gastraum ist großzügig ausgestattet. Die Sofaecke stammt von einem Kaffriner Designer, die Stühle und Tische könnten auch in Dakar in einem Cafe stehen. Der Fernseher an der Wand zeigt senegalesische Musikvideos und die Ventilatoren lassen einen die Hitze vor der Tür vergessen.
Die Köchinnen bringen Yassa Poulet, Babakar erzählt stolz, dass das seine eigenen Hühnchen sind, die hier serviert werden. Es schmeckt köstlich und sieht noch dazu auch wunderbar aus. Dass das Auge mit isst, wissen die Wenigsten, die hier an den Straßen ihr Essen verkaufen.
Als Nachtisch gibt es eisgekühlten Couscous mit Erdbeerjoghurt aus Plastiktütchen. Es schmeckt ein bisschen künstlich und ein bisschen gut und sehr nach Senegal.
Am nächsten Tag steht Thiebou Thien, das senegalesische Nationalgericht, auf der Karte. Je nachdem was die Frauen auf dem Markt finden, variieren die Gerichte hier von Tag zu Tag.
Babakar hat als nächstes vor, seine Köchinnen auch für größere Veranstaltungen und Firmen kochen zu lassen. Dafür besorgt er sich gerade die Lizenz zum Catering. Und Patisserie findet er eigentlich auch ganz gut, dann kommen die Leute auch vormittags vorbei.
Das Restaurant „Prine am Kinze“ hat also noch lange nicht all seine Kapazitäten ausgeschöpft und Babakars Ideen für Neues werden auch so bald noch kein Ende nehmen.
Erdnüsse - Der Anfang Babakars Landwirtschaft
Im Mai 2017 haben wir voller Vertrauen erste Spendengelder an den Lehrer und Freund Babakars, Assane Lo geschickt, verbunden mit der Bitte, diese für den Erdnussanbau auf Babakars Land zu nutzen.
Es dauert eine Weile bis erste Fotos von mageren Kühen eintreffen, die einen Pflug über das brach liegende Land ziehen, um es für die Erdnussaussaat vorzubereiten.
Als Babakar Anfang November 2017 in den Senegal zurückkehrt, sind die Erdnüsse schon geerntet und liegen in 6 großen Haufen zum Trocknen auf seinem Land. Beim Einbringen der Erdnüsse und des Erdnussstrohs hilft er bereits selbst mit.
Ein Teil der Erdnüsse lagert jetzt in einem zentralen Lager, um in der kommenden Regenzeit, die im Laufe des Junis beginnt, als Saatgut verwendet werden zu können.
Der Rest wird für den Eigenbedarf der Großfamilie und der Erntehelfer zur Verfügung gestellt. Das Erdnussstroh ist Grundnahrungsmittel für Zugtiere, ein Anteil verkauft er an einen Händler, den Rest behält er für seine zwei Kühe und einen Esel.
Start des Gemüseanbaus
Am 10.1. war der Auftakt für den Gemüseanbau.
Vor allem Tomatensamen wurden in Pikierschalen ausgebracht und haben sich mittlerweile zu kräftigen Pflänzchen entwickelt. Mit zwei Ochsen und Einscharpflug wurde die Erde zwischen den gepflanzten Mangobäumen umgepflügt und wartet nun darauf, die ersten Gemüsepflanzen in Empfang zu nehmen.
Um den Wasserverbrauch für die Mangoplantage und den, für die Hühner und das Gemüse getrennt abzurechnen, wird noch im Januar eine neue Wasseruhr installiert.
Das Projekt nimmt Fahrt auf
Anfang Dezember trafen sich 22 Parteien der Familie, um mit Babakar über sein Projekt zu sprechen.
Sie überließen ihm den schon vorhandenen Hühnerstall zur Nutzung und die bereits eingezäunte Mangoplantage als Freigehege für die Hühner. Ein Teil des Grundstückes wurde außerdem für das Anlegen eines Gemüsegartens ausgewählt.
Nachdem 22 Parteien ausgezahlt waren und der Hühnerstall in Babakars Besitz übergegangen war, ging es sofort mit den Renovierungsarbeiten los.
Gemeinsam mit Freunden wurden die Hühnerställe geweißelt und alles für den Einzug der Tiere vorbereitet.
Einige Tage später konnten die ersten 150 Hühner ihr neues Zuhause beziehen.
Nach dem Einzug der ersten Hühner, galt es noch die geernteten Erdnüsse und das Erdnussstroh für Tierfutter einzubringen. Beides wurde für die Lagerung vorbereitet und vom Feld geholt.
Als Lager konnten die im Rohbau fertigen Ställe des Hühnerstallgebäude genutzt werden, in denen keine Hühner wohnten.
Durch die Lagermöglichkeit entstand die Chance, die Erdnüsse erst bei gestiegener Nachfrage zu besseren Preisen zu verkaufen.
Erste Reise in den Senegal
Uta Mewes war die Erste aus unserer Projektgruppe, die Babakar daheim besuchte.
12 Tage lebte sie mit seiner Familie, wurde ins Alltagsleben integriert und lernte die Lebensbedingungen in Babakars Umfeld hautnah kennen. Um Zusammenhänge besser zu verstehen, stattete Uta auch dem Dorf Musa einen Besuch ab. Anhand zahlreicher verlassener und verfallener Häuser ließ sich erahnen, wieviele Menschen den Ort bereits verlassen hatten, weil ihnen dort jegliche Lebensgrundlage fehlte.
Nur an einer Stelle keimte neues Leben. Ein Bruder von Babakar hatte sehr liebevoll eine Mango- und Bananenplantage angelegt. Auf diesem Grundstück befanden sich auch die früher bereits einmal genutzten Hühnerställe.
Auch auf einem Stück von Babakars Land, das Sonnenglut und Wind ausgesetzen war, da es kaum noch schattenspendende Bäume gab, wurde der Boden wieder urbar gemacht. Die erste Erdnussernte konnte eingebracht werden und überall trockneten Erdnüsse und das dabei gewonnene Stroh in großen Haufen.
Babakar beschrieb, wo einst die Tomaten wuchsen, zeigte Uta den Wasseranschluss und die zerstörte Wasseruhr.
Dieser Ort, Musa und seine Ländereien, hatte schon bessere Zeiten gesehen.
Es kam das ein oder andere Mal die Frage auf, was hier am Ende wirklich möglich sein würde.
Des Weiteren lernte Uta auch Asane Lo, den Kindheitsfreund von Babakar kennen, der während Babakars Zeit in Prien der Vertreter und Koordinator im Senegal war.
Asane Lo war über die letzten Monate für das Projektteam zu einem Vertrauten geworden, mit dem offen über alle Themen gesprochen werden konnten. So integer und freundlich erlebte ihn Uta dann auch im Senegal.
Er war einer der Wenigen in Babakars Umfeld, die ihm Mut zusprachen, das Projekt anzugehen, zurückzukehrern und zuhause etwas für und mit seiner Familie aufzubauen.
Ansonsten stieß seine Rückkehr bei vielen seiner Freunde und Bekannten auf völliges Unverständnis. Wer in Europa war, hatte es ihrer Meinung nach doch geschafft, war wohlhabend und konnte doch von dort seine Familie viel einfacher unterstützen.
Sein Projekt stellt Babakar nach wie vor vor den ein oder anderen sozialen Konflikte und erfordert viel Geduld und erklärende Gespräche um seine Mitmenschen von seinen fortschrittlichen Ideen zu überzeugen.
Erste Meldungen aus dem Senegal
Ab dem Zeitpunkt seiner Rückkehr in den Senegal hielt Babakar mit uns Kontakt. Regelmäßig sendete er uns Fotos und Sprachnachrichten und ließ uns an seiner Ankunft zurück zuhause teilhaben.
Fokus Abreise
In der zweiten Oktoberhälfte stand schliesslich der 3. November 2017 als Ausreisetermin für Babakar fest.
Für diesen Tag galt es noch viele persönliche Vorkehrungen zu treffen, um die erste Flugreise vorzubereiten.
Wieviel Gepäck darf mitgenommen werden, was gehört in Handgepäck, was nicht? Wie komme ich zum Flughafen? Wer begleitet mich? Wann komme ich in Dakar an?
Zwar wäre Babakar am liebsten schon Anfang Oktober geflogen, aber so konnte er noch an zwei Aufführungen des Musikprojektes „Vom Klang der Welt“ teilnehmen, dem er durch seinen Tanz und seine Publikumsanimation eine ganz eigene Note gab.
Seine letzten vier Tage in Deutschland wurden von einem Team Münchner Journalistikstudenten begleitet. Diese produzierten eine multimediale Dokumentation zu seiner Abreise und erfassten so Babakars letzte Stationen. Das Abschlussessen mit der Projektleitung, den letzten Auftritt in Weilheim beim „Klang der Welt“, das Abschlussgespräch in der ZRB in Mühldorf und schliesslich die Verabschiedung am Flughafen am 3. November.
Auch Papiere finden ihre Ordnung
Im September lag der Projektfokus auf den Ausreisepapieren, wo zwischen verschiedenen Institutionen noch so manch unerwartete Hürde zu nehmen galt. Die Senegalesische Botschaft fand im September wieder in ihren Arbeitsrhythmus, nur waren bei Ihrem Umzug alle Anträge verschütt gegangen. Für Babakars Ausreise mussten nun alle Dokumente inklusive Fotos neu eingereicht werden. Bis dahin war schon so viel Zeit vergangen, dass bei der Zentralen Rückkehrberatung beinahe eine Terminfrist überschritten wurde, was die Verfügung über die schon zugesagten Gelder hätte beeinträchtigen können. Nur mit Unterstützung von Berliner Freunden kamen die Papiere noch in letzter Minute auf den richtigen Schreibtisch.
In dieser ganzen Aufregung verlor Babakar auch noch seine deutschen Papiere und seine senegalesische Carte d’Identité. Die Polizei in Prien versprach Mithilfe, stellte aber keine Verlustanzeige aus, so dass in München bei der ZAB beinahe die Verlängerung seiner Duldung nicht ausgestellt worden wäre .
Auch die geplante Bankkontoeröffnung im Senegal um den sachgemäßen Erhalt des Projektgeldes sicherstellen zu können würde ohne Carte d’Identité nicht möglich sein.
Aber nach einer Woche Tumult um die Papiere fand sich alles wieder. Auch die Carte d’Identité, die Babakar persönlich von der Priener Polizei übergeben wurde.
Pläne ändern sich
Eigentlich hatten wir – Babakar, Uta und Anna – drei Wochen Senegal miteinander geplant.
In dieser Zeit wollten wir Babakars Dorf Musa besuchen, seine Familie und Freunde sowie unsere Projektpartner kennenlernen, ein Projektkonto anlegen, die Buchhaltung vor Ort durchsprechen, Fotos von den bestellten Erdnussfeldern machen und erste Einkäufe für weitere Arbeiten tätigen. Aber Afrika wäre nicht Afrika, wenn sich Pläne nicht wandeln würden.
Zwar erhielt Babakar am 11. August die Zusage für die Unterstützung durch die ZRB in unerwarteter Höhe von 2000€ Euro, aber die senegalesische Botschaft in Berlin hatte am 2. August ihre Türen auf unbestimmte Zeit geschlossen. So war die Beantragung von Ausreisepapieren für die zweite Augusthälfte nicht möglich.
Zu diesem Zeitpunkt war Uta bereits im Senegal und auch Anna hatte ihren Flug bereits gebucht und entschieden, ihn auch ohne Babakar anzutreten – Inshallah „so Gott will“ würde er noch früh genug folgen.
Dies wird jedoch nicht geschehen, da die Botschaft ihre Arbeit erst vor einigen Tagen wieder aufgenommen hat und die Mühlen der Bürokratie bekanntlich langsam mahlen. Babaka wird also erst in den Senegal zurückkehren wir – Uta und Anna – wieder in Deutschland sind.
So lernen wir Land und Leute kennen und nehmen viele hilfreiche Erfahrungen für die weitere Projektarbeit mit, erstmal auch ohne den konkreten Bezug zu Musa und Babakars Freunden und Familie.
REISEBERICHTE
Reisebericht Uta Mewes - Teil 1
Hofimpressionen
Während ich den privaten Rückzugsraum schätzte, nutzten die Frauen die bunt gefliesten Terassenplätze vor dem neuen Haus zum Arbeiten und Ruhen.
Egal wie heiß die Sonne zur Mittagszeit in den Hof brannte, es waren immer genügend Schattenplätze für alle da.
Schatten, ein kostbares Gut, zumal der Hofbaum vor zwei Jahren eingegangen war und die gnadenlose Sonne fast jeden Schattenplatz, den eine Mauer warf zur Mittagszeit aufsaugte. Das kleine von Steinen umgebene Bäumchen, das einmal der neue Hofbaum werden sollte, kämpfte da noch um seine Daseinsberechtigung.
Auf den Terassenplätzen wurden Mengen von Erdnüssen geknackt, eine rhythmisches Geräusch, was immer wieder von Plaudereien der Frauen überlagert wurde.
Während der Regenzeit waren zum ersten Mal wieder 4,5 ha Land mit Erdnüssen und Hirse bestellt wurden, was den Eigenbedarf der Familie für ein Jahr an Couscous und Erdnüssen deckte. Von Letzteren war der Vorrat so groß, dass die Frauen diese geschält oder zu Erdnussbutter verarbeitet, verkaufen konnten. Ein kleiner Beitrag, um die Grundversorgung am Hof zu stabilisieren. 500 CFA (ca. 1 Euro) bekommt man auf dem Markt für ein Kilo Nüsse. Die achtfache Menge braucht es, um die Grundversorgung aller Menschen am Hof für einen Tag sicher zu stellen. Da waren noch keine Extras wie Attaya, Obst oder eine kleine Naschereien für die Kinder enthalten, geschweige denn Hospital- und Medikamentenkosten.
Aber man tut was man kann und Inschallah („so Gott will“, typ.senegal. Redewendung), wird man die anfallenden Kosten miteinander bewältigen.
Während Frauen und Mädchen am Vormittag Erdnüsse knackten, oder die Wäsche mit der Hand wuschen, kochte eine von ihnen für alle zu Mittag, auch für die Familienmitglieder, die außerhalb arbeiteten und denen das Essen gebracht werden musste.
Wenn Babakars Mutter von ihrem Marktstand nach Hause kam, wurde der Nachmittag mit Attaya trinken eingeleitet.
Das typische Teeritual besteht aus dem mehrfachen Aufbrühen und schäumen von starkem Grüntee mit Zucker und wird in den meisten Familien und unter Freunden überall praktiziert.
Dann war es Zeit, sich auszuruhen. Die Entenschar, die drei Gänse und der imposante Puter wurden aus dem Stall gelassen. Der Puter warb um die Gänse, Ziegen sprangen über den Hof und die drei Esel zogen ihrer Wege. Doch am Abend fand sich die Mensch und Tier wieder am Hof ein. Es wurde Abendessen für alle Hofbewohner bereitet und ein Tag, an der Perlenschnur der Tage, ging zur Neige.
Als dann der Mond mit seinem weißen Licht über den Hof wanderte, die Luft von Gesängen aus den Moscheen erfüllt wurde und die Esel sich ein Konzert gaben, wurde der Fernseher am Solarspeicher angeschlossen und draußen auf der neuen Terasse so lange geschaut, bis der Stromvorrat zur Neige ging.
Senegalesische Musik, Werbung und senegalesische Filme in Wolof boten ein abwechslungsreiches Programm und konnten durchaus Themen behandeln, die die Menschen des Landes im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bewegten. Ein leiser Aufbruch war am Hof zu spüren, trotz allem, was ungelöst den Alltag der Menschen begleitete.
So nahm ich es war, zum zweiten Mal zu Gast bei Babakar.
hatten wir – Babakar, Uta und Anna – drei Wochen Senegal miteinander geplant.
In dieser Zeit wollten wir Babakars Dorf Musa besuchen, seine Familie und Freunde sowie unsere Projektpartner kennenlernen, ein Projektkonto anlegen, die Buchhaltung vor Ort durchsprechen, Fotos von den bestellten Erdnussfeldern machen und erste Einkäufe für weitere Arbeiten tätigen. Aber Afrika wäre nicht Afrika, wenn sich Pläne nicht wandeln würden.
Reisebericht Uta Mewes - Teil 2
Vertreter des senegalesischen Aussenministeriums zu Gast bei Babakar
Dass das Leben ausschließlich in der Gegenwart stattfindet und Planung eher sekundär ist, ist ein wesentlicher Teil senegalesicher Lebensrealität. Wie sehr, davon gab mir das senegalesische Aussenministerium eine besondere Kostprobe.
Am Mittwochabend, den 09.01.2019 bekam Babakar weit nach 20 Uhr einen Anruf vom Gouverneur von Kaffrine, ob der Saal für Freitagvormittag, den 11.01. vom Aussenministerium gemietet werden könne. Es sollte eine Reunion für ehemalige Migranten aus der Region Kaffrine ausgerichtet werden. 40 Gäste wurden erwartet, wobei weder dem Gouverneur noch Babakar klar war, wie binnen eines Tages 40 Männer mit einer Migrationsgeschichte informiert werden sollten.
Babakar plante jedenfalls 40 Essen, um die Gelegenheit zu nutzen, um den Saal über Mund zu Mund Propaganda bekannt zu machen.
Ab Donnerstag hatten die Frauen in der Küche alle Hände voll zu tun, denn am Donnerstag war ein grosser Geburtstag zur nächtlichen Stunde auszurichten und am Freitagmorgen musste dann der Saal für die grosse Reunion umgeräumt werden und 50 Essen bereitet werden. Die Männer regelten die benötigte Technik schon am Vorabend. Es lief alles wie am Schnürchen,
Um 8.00 Uhr begann das große Umräumen und gegen 10 Uhr füllte sich der Saal. Mit deutscher Gründlichkeit zählte ich die Gäste 25. Und in der Küche war die doppelte Menge an Essen in Vorbereitung.I ch beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken und die Frauen beim Schälen und Schneiden von Zwiebeln und Knoblauch zu unterstützen.
Plötzlich schoss Babakar in die Küche: „Uta, Fotos!“ Ich nahm mein Handy und war nicht wenig verblüfft, das mindestens 40 Männer mit einer Migrationsgeschichte den Saal füllte. Eine Mitarbeiterin des Außenministeriums und ich waren die einzigen anwesenden Frauen.
Jeder der Anwesenden stellte sich kurz den drei Mitarbeitern des Außenministeriums vor, mit Namen, dem Migrationland und der Länge des dortigen Aufenhalts. „..Italien , 3 Jahre, …Lybien
5 Jahre, …Ägypten 6 Jahre, …Spanien 10 Jahre, …Deutschland 2 Jahre.
Leise fragte ich Babakar, was jetzt eigentlich der Grund für diese Versammlung sei. Babakar meinte, er verstehe meine Frage, aber er hätte auch keine Antwort.
In der Pause machte Babakar mich mit Samba Diof bekannt, der in der Region Kaffrine das Reintegrationsbüro leitet. Wir kamen ins Gespräch und in diesem klärte sich, was das Anliegen der Verammlung war.
Von der GIZ Deutschland (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) sollten ab 2020 individuelle Rückkehrprojekte gefördert werden, u.a. über Kreditvergabe, bei denen der Zinssatz von 7 % weit unter dem im Senegal üblichen Zinssatz von mindestens 35 % bei Kreditvergabe liegen wird. 2019 sollte in den einzelnen Regionen die Strukturen für diese wirtschaftliche Unterstützung aus Deutschland gelegt werden, Anträge eingereicht werden, um dann 2020 an die Umsetzung von Projekten zu gehen.
Drei Stationen hatte diese erste Reise, um das Programm der GIZ bekannt zu machen und ehemalige Migranten der Regionen Fatikh, Kaolack und Kaffrine jeweils in einer Versammlung zu informieren. Ich staunte nicht schlecht, als mir der junge Mann erzählte, dass die dritte Station und somit der dritte Tag der Reise erst nach der ersten Versammlung in Fatikh auf dem Weg nach Kaolack ins Hotel arrangiert wurde.
Und es hat funktioniert, auch wenn meine Erwartung, wie eine offizielle Regierungskommission plant, an der senegaleischen Realität wie eine Seifenblase platzte und mir vor Augen führte, das unser Weg, das Leben und die Arbeit vorzuplanen auch nur ein Weg von vielen anderen möglichen ist. Während ich den privaten Rückzugsraum schätzte, nutzten die Frauen die bunt gefliesten Terassenplätze vor dem neuen Haus zum Arbeiten und Ruhen.
Egal wie heiß die Sonne zur Mittagszeit in den Hof brannte, es waren immer genügend Schattenplätze für alle da.
Schatten, ein kostbares Gut, zumal der Hofbaum vor zwei Jahren eingegangen war und die gnadenlose Sonne fast jeden Schattenplatz, den eine Mauer warf zur Mittagszeit aufsaugte. Das kleine von Steinen umgebene Bäumchen, das einmal der neue Hofbaum werden sollte, kämpfte da noch um seine Daseinsberechtigung.
Auf den Terassenplätzen wurden Mengen von Erdnüssen geknackt, eine rhythmisches Geräusch, was immer wieder von Plaudereien der Frauen überlagert wurde.
Während der Regenzeit waren zum ersten Mal wieder 4,5 ha Land mit Erdnüssen und Hirse bestellt wurden, was den Eigenbedarf der Familie für ein Jahr an Couscous und Erdnüssen deckte. Von Letzteren war der Vorrat so groß, dass die Frauen diese geschält oder zu Erdnussbutter verarbeitet, verkaufen konnten. Ein kleiner Beitrag, um die Grundversorgung am Hof zu stabilisieren. 500 CFA (ca. 1 Euro) bekommt man auf dem Markt für ein Kilo Nüsse. Die achtfache Menge braucht es, um die Grundversorgung aller Menschen am Hof für einen Tag sicher zu stellen. Da waren noch keine Extras wie Attaya, Obst oder eine kleine Naschereien für die Kinder enthalten, geschweige denn Hospital- und Medikamentenkosten.
Aber man tut was man kann und Inschallah („so Gott will“, typ.senegal. Redewendung), wird man die anfallenden Kosten miteinander bewältigen.
Reisebericht Caro Thaller - Teil 1.1
Fortschritte in Musa
Wie Helke im August, durfte auch ich zwei Wochen in Babakars neu gebauten Haus wohnen. Die Ankunft war aufregend, die ganze Familie war gesammelt auf dem Hof.
Viele Frauen, darunter Babakars Tante und einige Schwestern, saßen im Schatten des Hauses und trennten Erdnüsse vom Stroh, Cothia, Babakars Frau bereitete das Essen zu, eine Schwester kochte Tee und die Männer entspannten sich nach der Arbeit auf dem Feld. Alle schienen sehr erfreut wieder Besuch einer „Toubab“ zu bekommen. Ich wurde sehr herzlich und nett aufgenommen, obwohl sich unsere Kommunikation auf Zeichensprache beschränkte.
Nach einem Mittagessen, das, wie üblich, aus Reis und Fisch bestand, brachte mich Babakar auf seinem Motorrad nach Musa. Dort zeigte er mir, was sich auf der Plantage seit Helkes Aufenthalt alles getan hat.
Die Chilis, von denen Helke berichtete sind nun alle geerntet. Den Erlös hat Babakar in Melonenanbau reinvestiert: ein Hektar direkt in Musa und sieben Hektar in Wande.
Die mit Melonen bewirtschaftete Fläche in Musa befindet sich direkt neben den zwei Hektar Erdnussplantage und wird täglich von einem Mitarbeiter vor den wild grasenden Kühen des Nachbarn bewacht.
Der Großteil der Erdnüsse liegt inzwischen gesammelt in kleinen Haufen auf dem Feld, um noch weiter abzutrocknen. Laut Babakar steigt der Verkaufspreis, je trockener die Hülsenfrüchte sind. Ein anderer Teil der Ernte lagert bereits im Hause der Familie, um dort geröstet und anschließend in Erdnussbutter verarbeitet zu werden. Diese wird Babakars Mutter dann auf dem Markt an der Hauptstraße verkaufen.
Während meiner Zeit bei Babakar haben wir drei kleine Flächen Tomaten angebaut: zwei mit konventionellen Hybridsamen aus dem Geschäft in Kaffrine und eine mit samenfesten Bio-Samen aus Deutschland.
Die Samen hat mir Uta mitgegeben, um Babakar zu ermuntern seine Samen selbst zu reproduzieren, um unabhängig von Saatgutunternehmen zu sein und um Kosten einzusparen.
Babakar willigte ein, die Samen aus der Ernte aufzubewahren und die Kultur bei lukrativen Erträgen eventuell sogar erneut zu etablieren. Für mich ein kleiner Erfolg auf dem Weg zu mehr Effizienz und gleichzeitig nachhaltigerem Denken und Wirtschaften.
Des weiteren bereiteten wir die Hühnerställe vor. Nach der Zuchtpause, bedingt durch Toubasci und die Regenzeit, sollten jetzt wieder 400 kleine Küken dort wohnen. Innerhalb weniger Wochen, würden diese zu Hühnern heranwachsen und auf dem Markt in Kaffrine verkauft.Immer wieder kommt es vor, dass Babakar einen Anruf erhält und kurz darauf auf seinem Motorrad sitzt, mit einem gefrorenen Huhn unter dem Arm. Er arbeitet selbst und ständig und manchmal eben auch als Hühnchen-Courier.
Das erste Mal sollte in Musa nun auch ein Kompost angelegt werden. Heu, Stroh, Pflanzenreste und Tierkot werden dabei zu Humus. Auf den Feldern ausgebracht, würde dieser Pflanzen mit Nährstoffen versorgen und die Wasserspeicherkapazität des Bodens erhöhen. Eine wichtige und effiziente Methode, die stark ausgetrockneten, harten Böden besser für die Bepflanzung nutzbar zu machen.
Reisebericht Caro Thaller - Teil 1.2
Die Melonenplantage in Wande
Ein anderer Ausflug ging nach Wande, um die sieben Hektar Melonen anzusehen und um zu prüfen, ob vor Ort alles rund läuft.
Beim ersten Feld angekommen war ich wenig beeindruckt. Auf circa eineinhalb Hektar Fläche lagen ab und zu grüne Kugeln in der Größe eines Tischtennisballes herum. Das sei, da diese Melonen erst vor kurzem etabliert worden waren. Ich blieb skeptisch.
Unter dem Schatten eines Baumes waren dagegen große Melonen zu finden.
Für mich ein Indiz, dass ein Agroforstsystem auf dieser Fläche durchaus sinnvoll wäre.
Schon vorher war ich von senegalesischen Landwirtschaftsexperten darauf hingewiesen worden, dass Agroforstsysteme im subsaharischen Afrika ein gut funktionierende Methode in der Landwirtschaft darstellen. Durch Bäume und Büsche auf den Feldern wird der Boden mit ausreichend Biomasse versorgt, die Wasserspeicherkapazität verbessert und den Feldfrüchten an heißen Tagen Schatten gegönnt. Vielleicht könnte man Babakar von dieser Art der Bewirtschaftung erzählen und ihn eventuell zu einem Testlauf überreden.
Wie so oft in diesem Land, wurde ich kurz darauf überrascht. Die anderen Hektar waren voll mit großen grünen Melonen. Eine Frucht fiel herunter und der Geschmack und die Optik haben mich durchaus überzeugt!
Bald soll auch hier geerntet werden…
Reisebericht Caro Thaller - Teil 1.3
Renovierungsarbeiten im neuen Veranstaltungssaal
Das neueste Projekt Babakars ist die Renovierung eines alten Restaurants.
Aus dem großen Gebäude soll eine Art Gemeindesaal entstehen, für Feste, Vorträge, Bewirtschaftung und sonstige Veranstaltungen. Einen solchen Saal gibt es bis jetzt noch nicht in Kaffrine und die Nachfrage von Firmen als auch Privatpersonen ist sehr hoch.
Die Decke und der Kachelboden sind schon fertig. Im Boden steht deutlich zu lesen: „Prime am Kinze“.
Babakar hat sich nicht davon abbringen lassen, eine erneute Hommage an seinen deutschen Heimatort zu setzen. Manche Dorfbewohner nennen ihn schon herzlich
„Prime-am-Kinze“, sie denken das sei sein Vorname.
Jetzt wird gestrichen und wenn ich Babakar in einer Woche wieder besuche, soll die Eröffnungsfeier stattfinden.
Reisebericht Caro Thaller - Teil 2
Die Eröffnungsfeier des „Prine am Kinze Prestige“
Als ich nach einer Woche wieder zu Babakar nach Kaffrine zurückkehrte, war der Saal fertig renoviert und die Vorbereitungen für die große Eröffnungsfeier schon im Gange.
Am Tag des Festes, standen wir noch früher auf als sonst, fütterten die Hühner und fuhren zum „Prime am Kinze Prestige“. Ich ging mit den Köchinnen auf den Markt, um die Zutaten für das Dinner einzukaufen, die Männer putzten den Boden und richteten die Tische zurecht. Nach dem Einkauf ging das große Kochen los. Sechs Köchinnen und ich schnippelten, rührten und kneteten fleißig, um das Menü zu zaubern. Es gab Fleischspieße mit selbstgemachten Pommes und Salat, danach einen Dessertteller mit einer Varietät hausgemachter Kekse und Kuchen mit Melone.
Die Gäste waren für halb neun geladen. Als wir genau zu diesem Zeitpunkt fertig mit allen Vorbereitungen waren, gingen plötzlich alle nach Hause. Als Babakar meine Verwirrung bemerkte, erklärte er mir, dass die Einladungen in senegalesischer Zeit formuliert worden waren: halb neun steht drin, halb elf kommen die Gäste. Als wir um zehn zurück in den Saal kamen, waren tatsächlich erst eine Handvoll Gäste gekommen. Die Rechnung ging auf.
Während des gesamten Abends herrschte eine gute Stimmung. Die Gäste schienen begeistert von der Gestaltung des neuen Saals, sowie vom Essen. Nachdem die Tische wieder leergeräumt waren wurden Reden gehalten, getanzt und gesungen. Babakar genoss die Feier still im Hintergrund. Auch als eine Rede über den Erfolg seines Projektes gehalten wurde, lächelte er beim Applaus nur verschmitzt. Alles in allem war die Feier ein voller Erfolg! Nun mache ich mich wieder auf den Weg in die Heimat und der Betrieb im Saal geht richtig los. Wie es dort weiter läuft wird Uta berichten, die in wenigen Wochen wieder zu Babakar fährt.
Reisebericht Helke Fussell - Teil 1
Landwirtschaft in Musa
Seit Annas Besuch hat sich einiges verändert. Die Tomaten sind geerntet. Die Erträge waren nicht ganz so hoch wie erhofft, aber doch akzeptabel.
Nun konzentriert sich alles auf den Chilianbau. Ein Arbeiter aus der Chili-Experten-Region ist in Musa geblieben, um dort mitzuarbeiten. Er und Papa, Babakars Halbbruder, kümmern sich jetzt hauptberuflich um den Gemüseanbau. In Musa wird es noch ein bis zwei Wochen dauern, bis die größeren Ernten eingefahren werden können.
Doch Babakar hat in Djolie, nahe der gambischen Grenze auch zwei Felder gepachtet und beschäftigt drei heimische Arbeiter vor Ort. Die ersten Ernten haben wir gemeinsam abgeholt, 47 kg, superscharfe Chilis. Ich habe einmal draufgebissen, ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. Inzwischen wird von Ernten über 200kg in der Woche berichtet. Der Chili Anbau ist ein voller Erfolg!
Auf den großen Feldern in Musa werden während der Regenzeit Hirse und Erdnüsse angebaut. Ein Feld ist frei geblieben für Melonen, deren Anbau zu einem späteren Zeitpunkt folgt. Die Hühner haben sich inzwischen auf 70 reduziert. Und auch diese werden während unseres Aufenthaltes noch geschlachtet. Caspar, der Journalist der FAZ hat bei diesem Ereignis zugeschaut, ich habe mich nicht getraut. Es war erst der zweite Tag in Kaffrine und ich hatte noch mit der Hitze und den veränderten Bedingungen zu tun. Die Schlachtzeremonie hätte ich sicherlich nicht
verkraftet…
Da das Opferfest Tabaski bevorstand, zu dem Schafe geschlachtet werden, waren Hühner in dieser Zeit nicht gefragt, deshalb pausiert die Zucht bis nach der Regenzeit.
Die Familien aus Musa haben inzwischen ihr eigenes Feld, mit dem sie sich selbst versorgen können. Babakar hat es ihnen zur Verfügung gestellt und zahlt das Wasser für die Bewässerung. Sie sind damit sehr zufrieden und bauen gemeinsam Gemüse an.
Doch der Wasseranschluss hat sich inzwischen zu einer Herausforderung entpuppt. Die Investition in die Wasserleitung war anfangs sehr fortschrittlich und sorgt für sauberes Trinkwasser für die Dorfbewohner.
Durch die Bewässerung der Felder mithilfe des Wasseranschlusses stieg der Wasserverbrauch und damit verbunden die Wasserrechnung um ein Vielfaches. Die Wasserrechnungen fressen mittlerweile große Teile der Erträge der Landwirtschaft auf. Des Weiteren ist Babakars Landwirtschaft so indirekt abhängig von staatlichen Wasserunternehmen.
Der alte Dorfbrunnen existiert aber immer noch. Babakar hat eine Dorf-Versammlung einberufen, in der ich vorgestellt wurde und erklärte, wie das Dorfleben vor der Wasserleitung aussah.
Es wurde beschlossen, den Brunnen wieder zu aktivieren und mithilfe einer Solarpumpe, Wasser für die Bewässerung der Felder zu beschaffen. So bleibt das Wasser aus der Leitung als Trinkwasser für die Dorfbewohner erhalten und die Wasserrechnung sinkt auf ein akzeptables Maß.
Reisebericht Helke Fussell - Teil 2
Auf dem Hof von Babakars Mutter eingeladen zu sein und in Babakars neuem Haus schlafen zu dürfen, war mir eine große Ehre. Die Begegnungen die ich dabei mit den Frauen am Hof, Babakars Mutter, seine Frau Cothia, seine Schwiegermutter, Schwestern von Babakar und Schwägerinnen machte, waren für mich jedoch schwierig.
Es war offensichtlich, dass wir aus ganz anderen Welten kommen. Es schien fast ein bisschen wie das einfache Leben in Deutschland vor 100 Jahren.
In farbenfrohen Kleidern und Röcken, die man bei uns nur zu besonderen Anlässen tragen würde, bereiteten die Frauen unter freiem Himmel das Essen für mehrere Dutzend Leute vor. Sie saßen zusammen, wuschen und schnitten Gemüse und kochten die Mahlzeit über offenem Feuer. Für die unterschiedlichen Gruppen, die zu versorgen waren, wurden einzelne Schalen mit Essen vorbereitet. Babakar fuhr mit einer davon mit seinem Moped zu seinen Arbeitern auf die Plantage nach Musa.
Auch die Wäsche wurde noch von Hand gewaschen, mit viel Omo, das kräftig schäumt. Ein Kohlebügeleisen wie aus Großmutters Zeiten wurde danach auf dem Boden zum Bügeln verwendet. Ein solcher Waschtag ist eine große Anstrengung, besonders bei der HItze. Babakars Frau Cothia erledigte diese Aufgabe mit viel Hingabe und wusch so die Kleidung der ganzen Familie.
Bis auf die Mutter sprachen alle Frauen nur Wolof, denn keine von ihnen hatte die Schule besucht. Große Erwartungen an die Toubab (Wolof= „Weiße“) gab es trotz der Sprachbarriere, „Schenkst du mir ein Telefon?“ war die erste Frage auf gebrochenem Französisch.
Reisebericht Helke Fussell - Teil 3
Der Marabout und der evangelische Pfarrer
Es hat mich beeindruckt, wie friedlich und respektvoll der Islam und das Christentum im Senegal neben- und miteinander leben. Am ersten Sonntag meines Aufenthaltes bin ich auf Anraten von Babakars streng muslimischen Freunden in die evangelische Kirche gegangen. Der Pfarrer sprach bestes Französisch und war auch gleichzeitig der Schuldirektor der evangelischen Schule. Ein sehr sympathischer Mann mit einer wundervollen Singstimme. Die Lieder auf Wolof waren melodiös und einprägsam.
Er erklärte mir im Anschluss, dass die meisten Schüler seiner Schule muslimischen Glaubens sind. Vor der Schule werden zwar christliche Gebete angeboten, doch in der Schulzeit wird die Religion nicht thematisiert. Es gibt aber auch franco-arabische Schulen im Senegal, die den fundamentalistischen Islam verbreiten möchten. Einige wurden bereits geschlossen, oft herrscht ihnen gegenüber Skepsis.
Auch den Marabout von Babakar und seinem Freund Abdul Aziz durfte ich kennenlernen. Marabouts sind spirituelle Seelsorger und Ratgebende, ihre Worte sind von hoher Wichtigkeit für die Einheimischen. Der Marabout, ein charmanter Herr, stellte sich bereitwillig unseren Fragen.
Ich bin gleich ins Fettnäpfchen getappt, indem ich die Abfallproblematik direkt angesprochen habe.
Sowas macht man im Senegal nicht, das ist eigentlich sehr indiskret. „Ihr Europäer wollte immer unsere Probleme lösen, die wir gar nicht haben“, lenkte der Marabout ab und hatte damit recht. Für viele Themen schienen die Senegalesen gar kein Problembewusstsein zu haben.
Caspar Schwietering, der Journalist der FAZ, stellte die interessante Frage, wie der Rat lauten würde, wenn die Menschen fragen, ob sie nach Europa aufbrechen sollten.
Die Antwort des Marabouts war direkt: „Ja, natürlich, hier im Senegal gibt es ja keine Perspektiven“. Über diese Antwort des Ratgebenden war ich fassungslos.
Doch die anschließende Gebetszeremonie, der wir beiwohnen durften, berührte mich. Das Ritual, die Hingabe, der Gesang, diese Gebete schienen den Menschen vor Ort viel Halt zu geben.