JANJANBUREH GARDENS, FRAUENPROJEKT, GAMBIA
Projekt: Brunnen mit Solarpumpe zur Bewässerung
Ihre Mission: Schaffung einer Lebensgrundlage für 90 Frauen und ihre Kinder
Derzeitiger Status: Finanzierung abgeschlossen
DAS PROJEKT
Im Jahr 2013 wurde der Wassulung Women Garden als Kooperative in Janjanbureh, einem Dorf auf einer Insel im Gambia-Fluss gegründet. Heute bestellen dort 90 Frauen eigene kleine Felder, sichern aus den Erträgen den Lebensunterhalt ihrer Familien und decken die Grundbedürfnisse der Gemeinde. Aufgrund akuten Wassermangels trocknen die bestehenden Brunnen im Garten außerhalb der Regenzeit tagsüber aus und führen nur nachts ab 2:00 Uhr etwas Wasser. Das führt dazu, dass die Frauen ihre Zwiebeln, das einzige Gemüse, das unter diesen Bedingungen gedeiht, nur nachts zwischen 2:00 und 4:00 Uhr gießen können.
Ziel unseres Projektes ist ein 30 Meter tiefes Bohrloch mit einer solarbetriebenen Pumpe, die das Wasser aus diesem Bohrloch in einen Wasserbehälter pumpt. Aus dem Behälter können die Frauen dann jederzeit Gießwasser für ihre Pflanzen entnehmen. Sie müssen dann nicht mehr nachts aufstehen und ihre Babys auf den Rücken binden, um den Garten zu bewässern.
PROJEKT-BLOG
Wie ein Traum wahr wurde
Mit Tränen in den Augen sagte Maimuna Jallow, die Vorsitzende der Wassulung Women Vegetable Growers Association, am 23. Januar 2021 zu den versammelten Frauen und Männern in Janjanbureh/Gambia: „Ein Traum hat sich erfüllt“. Bis zum Spatenstich einen Monat zuvor hatte sie nicht daran geglaubt, dass dieses Mal den schon so oft gehörten Versprechungen auch Taten folgen würden. Doch nun war es soweit: die feierliche Einweihung des neuen Brunnens mit solarbetriebener Pumpe und einem Wasserbehälter fand statt.
Ein Blick zurück
Alles begann im Februar 2020 damit, dass mich eine Priener Bekannte für meine Reise nach Gambia mit Saikou Nyang vernetzte. Sie hatte ihn zwei Jahrzehnte zuvor auf einer Frauen-Reise nach Gambia kennengelernt, war mit ihm all die Jahre in Kontakt geblieben und hatte ihn mir nun für meinen Aufenthalt wärmstens empfohlen. Unsere Begegnung war in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall.
In der zweiten Woche meines Aufenthalts nahm Saikou mich mit in sein Heimatdorf Janjanbureh. Es liegt etwa 300 Kilometer von der Hauptstadt Banjul und den touristischen Zentren an der Sonnenküste Westafrikas entfernt mitten im River Gambia, zählt etwa 4.000 Einwohner und ist Sitz der Verwaltungseinheit Central River Region. Saikou wollte, dass ich das Leben abseits der gewohnten Wege kennenlerne und erfahre, wie die Frauen auf dem Land leben. Das deckte sich sehr mit meinen eigenen Wünschen.
Als ich am 26. Februar 2020 nach Janjanbureh kam, lernte ich eine mir noch sehr fremde Welt kennen. Hier waschen Frauen ihre Wäsche noch am Fluss, arbeiten bei 40° im Schatten in ihren Gemeinschaftsgärten und kümmern sich weitgehend um das Wohlergehen ihrer Familien, während viele Männer in den großen Städten an der Küste einer Tätigkeit nachgehen.
Durch Vermittlung seiner Stiefmutter traf ich zwei Frauen aus dem Vorstand der Wassulung Women Vegetable Growers Association. Von ihnen wie auch durch den Besuch in der Gartenanlage erfuhr ich von den Herausforderungen, denen die Frauen der Kooperative begegnen und die sie immer wieder mit großen Anstrengungen meistern: Termiten und besonders die immer wieder herrschende Wasserknappheit.
Nach meiner Rückkehr in mein Hotel an der Küste entstand erst eine Frage und dann die Idee für eine Lösung des drängendsten Problems, mit dem sich die damals 90 Frauen (inzwischen sind es mehr geworden) immer wieder auseinandersetzen müssen: Wassermangel in der Trockenzeit. Mehr dazu in meinen Blogbeitrag.
Das Spendenprojekt
In den Wochen nach meiner Rückkehr entstand das „90-90-90 Projekt“, mit dieser Idee:
Wenn 90 Frauen einmalig 90 € für 90 Frauen in Janjanbureh spenden, ist das Brunnenbau-Projekt finanziert.
Es dauerte einige Wochen, bis wir das Spendenprojekt auf den Weg brachten.
Doch innerhalb von nur 3 Monaten kam das benötigte Geld zusammen. Ermöglicht wurde dies durch die Spenden von 42 Frauen und 2 Männern, die sich mit Beträgen zwischen 20 € und 1.500 € eingebracht haben, einige auch mehrfach 🙂
Als der erforderliche Betrag vorhanden war, begann die Phase der konkreten Planung vor Ort. Hier standen Fragen wie diese an:
Welches Angebot sollten wir wählen? Wie würde die Betreuung vonstatten gehen? Was war dabei alles zu beachten?
Dank der Vermittlung des 2. Vorsitzenden Fabakary Jawneh, der in zahlreichen Gesprächen mit Saikou, dem ausgewählten Contractor sowie einigen Frauen viele Einzelheiten klärte, wurden alle Fragen beantwortet und einige Hürden genommen. An Heiligabend 2020 – was im islamisch geprägten Gambia nur teilweise ein Feiertag ist – begannen die Arbeiten vor Ort.
Die Umsetzung
An den beiden ersten Tagen wurde der neue Brunnen gebohrt: dafür ging es am ersten Tag bereits 31 Meter in die Tiefe, am nächsten Tag noch weiter hinunter bis auf 45 Meter. In dieser Tiefe befindet sich der verlässliche Grundwasserspiegel. Damit ist sichergestellt, dass den Frauen zu jeder Jahreszeit ausreichend Wasser für ihren Gemüseanbau zur Verfügung steht und diese Herausforderungen der Vergangenheit angehören.
Es war ein freudiger Moment, als am zweiten Tag der Bohrung das noch schlammige Wasser aus dem Loch zu sickern begann. Danach folgte die Filterung des aus dem Bohrloch kommenden Wassers, bis es ganz klar wurde. Im nächsten Schritt entstand das Gehäuse des Bohrlochs. Dafür wurden große PVC-Rohre zusammengefügt, miteinander in das Bohrloch gesteckt und die Seiten mit Zement versiegelt, um sie fest an ihrem Platz zu halten. Zum Schluss wurde die Lippe des Rohres abgedichtet. Damit war die Bohrung abgeschlossen und der neue Brunnen verfügbar.
Vom Brunnen ausgehend wurden in einem Abstand von 40 Metern Rohre und über den Garten verteilt insgesamt acht Zapfstellen eingerichtet. Damit ist jetzt für den Wassulung Women Vegetable Garden eine dauerhafte Wasserversorgung gesichert.
Wegen der Feiertage über Weihnachten und dem Jahreswechsel dauerte es einige Tage, ehe die Arbeiten fortgesetzt und der zweite Teil des Projekts gestartet werden konnte: das geplante Wasserreservoir sowie die solarbetriebene Pumpe.
Mit der Fertigstellung des Brunnens steht nun eine Wasserkapazität von 4.000 Litern in 30 Minuten oder 8.000 in einer Stunde zur Verfügung. Selbst wenn alle Wasserhähne in Betrieb sind, lassen sich in zwei Stunden 16.000 Liter Wasser pumpen. Mehr als das Doppelte, das der Garten derzeit benötigt.
Die Installation des gesamten Systems wurde am Dienstag, dem 19. Januar 2021, abgeschlossen. Seither läuft das Wasser mit großem Druck aus allen 8 Wasserhähnen und ein jahrelanger Alptraum der Wasserknappheit hatte ein Ende. Zeit für ein Fest der Freude.
Die Einweihung
Am Samstag, den 23. Januar 2021, fand untermalt vom Trommeln und Tänzen der Frauen die Einweihungszeremonie für das fertiggestellte Bohrlochprojekt statt. Zentraler Redner war der Leiter des Ortsteils Wassalung, Mr Samba Mballow, der seine Freude über das Projekt zum Ausdruck brachte und den Spenderinnen für das großartige Projekt dankte. Er forderte die Frauen des Garten-Komitee auf, sich gut um die Anlage zu kümmern und sich immer daran zu erinnern, dass diejenigen, die die Anlage gesponsert haben, damit den Lebensunterhalt der anwesenden Frauen, die Situation ihrer Familien sowie der ganzen Nation verbessern. Daher sei es ihre Pflicht, das System zu erhalten und sich gut darum zu kümmern. Mit den Worten „Wer es fühlt, weiß es“, schloss er seine Ansprache.
Die Präsidentin der Kooperative, Mrs Maimuna Jallow, drückte ihrerseits ihre Freude aus und dankte den Sponsorinnen für diese wunderbare, hochmoderne Einrichtung und versicherte, dass sie sich gut um das System kümmern werden. Inzwischen wurde eine Person bestimmt, die sich regelmäßig um die Gerätschaften kümmert und darauf achtet, dass alles reibungslos läuft.
Im Namen der Frauen der Wassulung Women Vegetable Growers Association danken auch wir vom Verein Vision Yamalé allen Spender:innen sehr herzlich. Mit euren Beiträgen habt ihr dieses Brunnenprojekt trotz aller herausfordernden Begleitumstände zum Wohle der gambischen Frauen möglich gemacht.
Ulrike Bergmann
22. Februar 2021